Ich habe vor einer halben Ewigkeit einen Hutworkshop besucht. Ich wollte euch davon einen schönen ausführlichen Bericht liefern und genau deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich den Beitrag online gestellt habe. Irgendwie passiert mir das bei Workshops ja immer – wisst ihr ja schon – aber das kommt wirklich nur davon, dass es mir wichtig ist euch von den Workshops und besonders vom Handwerk, welches ich dabei näher kennenlerne. ausführlich zu berichten. Man hat ja nicht ganz umsonst das Gefühl, dass Handwerk immer mehr zurückgeht. Genau deshalb sollten wir DIY-Verrückten besonders darauf achten, dass Handwerk noch den Platz in unserer Gesellschaft eingeräumt wird, welchen es verdient hat. Und daher folgt nun ein schön langer Beitrag bei dem es um das spannende Gewerbe der Modisterei geht.
Wie ihr ja schon wisst, habe ich selbst die Modeschule Hetzendorf mit Schwerpunkt Modedesign besucht. Ich war damals im 3-jährigen Lehrgang nach der Matura. Im 5-jährigen Zweig hat man in Hetzendorf auch den Ausbildungsschwerpunkt Modisterei, also Hutmacherin, wählen können. Nachdem wir das nicht konnten, haben wir aber zumindest die Möglichkeit bekommen ein Semester lang einen kleinen Einblick in dieses spannende Handwerk zu bekommen. Meine Hutkreation damals war nicht der Hit, aber immerhin wusste ich danach, dass es nicht unmöglich war sich relativ einfach selbst einen Hut herzustellen. Dennoch bin ich danach nie wieder auf die Idee gekommen. Erst als ich vor ein paar Monaten wieder mal durch Zufall auf das Werkbuchcafé in Wien gestoßen bin und auf deren Homepage den Hutworkshop gesehen habe, hat es mich wieder gereizt.
Hutmacherei ist eigentlich nicht so kompliziert, man braucht nur ein paar Utensilien dafür und ein klein wenig Übung darin den Hut in die richtige Form zu ziehen. Aber lasst mich mal von vorne beginnen:
Für einen Hut aus Filz braucht ihr in erster Linie einen Rohling, den ihr mit “Stiffener” – einer Flüssigkeite, die Stoff steift – einstreicht.
Nachdem dies getrocknet ist haltet ihr den Rohling unter Dampf und zieht ihn über eure gewählte Hutform.
Die Hutform ist meiste aus Holz und sollte vorab mit Folie überzogen werden. Falls ihr keine Hutform zur Hand habt, könnt ihr auch eine aus Styropor basteln.
Den Vorgang mit dem Dampfen und über die Form ziehen wiederholt ihr so oft bis der Hut die Form hat, die ihr euch gedacht habt.
Dann fixiert ihr den Filz mit Nägeln an die Hutform und lässt den Hut in diesem Zustand trocknen – am besten über Nacht.
Als nächstes schneidet ihr den unteren Teil eures Rohlings ab. Dieser wird dann die Krempe.
Die Krempe muss auch gedämpft und wieder über die vorgesehene Holzform gezogen werden.
Auch die Krempe wieder ruhen lassen. Nachdem ihr dann alles von den Formen gezogen habt, könnt ihr euch ans zusammennähen machen. Dafür innen ein Ripsband in der Länge eures Kopfumfanges einnähen.
Als letztens noch die Krempe und den Kopfteil zusammennähen und schon ist euer selbstgemachter Hut fertig.
Die sichtbare Naht verdeckt ihr mit einem individuellen Hutband. Da könnt ihr wieder kreativ sein und das Band auch immer wieder tauschen.
Und weil ich so viel Freude gehabt habe, habe ich einen uralten Rohling, den ich noch aus der Zeit in der Modeschule hatte, auch noch zu einem Hut verarbeitet. Seht selbst:
Nachdem sich der Rohling von diesem Hut ganz anders verhalten hat, habe ich die Krempe wellig gestaltet. Wie findet ihr das?
Irgendwie ist es ganz witzig geworden; ich bin mir nur nicht sicher, ob das grau so ganz meine Farbe ist.
So, aber jetzt mal genug gequatscht. Ich hoffe ihr seid jetzt auch auf den Hut gekommen. Hier noch paar weitere Bilder von meinen Werken:
Anmerkung: ich habe den Workshop natürlich selbst bezahlt
Beitrag bei http://www.creadienstag.de/ und http://www.handmadeontuesday.blogspot.de verlinkt