Auch wenn ich wieder ganz sicher keine genaue Anleitung, wie man einen Sessel neu aufpolstert anbieten kann, so möchte ich heute dennoch zeigen, wie meine Pink Lady, wie ich sie liebevoll getauft habe, entstanden ist.
Wie bei meinem letzten Beitrag zum Thema erwähnt, kann ich das Aufpolstern im Grunde auch nicht – ich habe es nicht gelernt und habe auch nicht vor eine Ausbildung dazu zu machen. Das ist wirklich ein Handwerk, dass, wenn es professionell ausgeübt wird, sehr beeindruckend ist – und man erst mal so richtig gut können muss. Das was ich hier immer mache, ist Pfuschen. Und ja, ich liiieeeeebe Pfuschen. Das heißt, ich verberge durch geschicktes Falten legen unschöne Stellen; denke mir, dass eh niemand die Unterseite ansschaut, also: who cares, wie die ausschaut! Und: mir ist bewusst, dass meine Arbeit eventuell nicht ganz so lange hält, als wenn es wer gemacht hätte, der/die weiß was er/sie da tut. Aber: ich möchte dich dennoch dazu ermutigen dich auch mal an so ein großeres Projekt zu wagen, da wegwerfen immer nur die letzte Option sein sollte. Und so ist auch die pinke Lady bei mir eingezogen. Ursprünglich war sie eine ausgediente grüne Oma, die beinahe am Müllplatz gelandet ist. Konkret stand sie in der Garage einer befreundeten Familie zum Abtransport bereit. Auf Anhieb hatte ich mich verliebt und musste ihr einfach noch eine letzte Chance geben.
Es folgt jetzt eine lange bebilderte Dokumentation entlang 10 meiner Polstertricks, wie ich bei meiner ‘Pink Lady’ vorgegangen bin. Dir muss aber bewusst sein, dass jeder Sessel anders aufgebaut sein kann und daher die Vorgehensweise ganz unterschiedlich sein kann. Die Tricks, die ich im Laufe dieses Blogposts aufzählen werde, gelten aber für die meisten Sesseln.
Polstertrick 1: Achte auf die Reihenfolge der Arbeitsschritte
In der Reihenfolge, in der du den alten Bezug abziehst/entfernst, in genau dieser umgekehrten Reihenfolge solltest du deinen neuen Bezug dann wieder befestigen.
Nachdem mit unter einiges an Zeit zwischen dem Entfernen des alten Bezugs und dem montieren des neuen vergehen kann, notiere dir am besten wie du den ursprünglichen Bezug entfernt hast – oder fotografiere so wie ich hier die Schritte ab.
Polstertrick 2: So viel wie möglich vom Originalmaterial wiederverwenden
Im Innenleben wirst du nicht nur Stoff vorfinden, sondern auch Holzverstrebungen und Karton, die den Sessel in Form halten. Diese nachzumachen kann mit unter schwierig sein. versuche also so gut es geht Originalteile wieder zu verwenden. Der Vorteil dabei ist, dass es schon einmal passend war und du dir daher hier nicht viele Gedanken machen musst.
Polstertrick 3: Verwende den alten Bezug als Schnittmuster
Beim letzten Mal haben wir den alten Bezug teilweise oben gelassen und drüber gepolstert. Dieses Mal habe ich den alten Bezug fein säuberlich abgenommen und hatte so das perfekte Schnittmuster für den neuen Bezug. Das war zwar eine Heidenarbeit, aber hat sich so richtig ausgezahlt. So konnte ich sehr sauber und besonders sicher arbeiten.
Polstertrick 4: Arbeite zwischen alter Polsterung und neuem Bezug ein Vlies ein
Eine alte Polsterung kann mit unter bröselig sein und damit eine raue Oberfläche haben. Auch Druckstellen wirst du dann durch den neuen Bezug sehen und dich im nachhinein sicher darüber ärgern. Damit das nicht passiert arbeite ich gerne ein Vlies ein. Das gleicht besonders bei der Sitzfläche alle Unebenheiten schön aus.
Polstertrick 5: lege alle Teile immer 1x zur Probe
Bevor du irgendetwas fixierst, solltest du alle Stoff- bzw. Lederteile zur Probe legen. Dabei achte darauf, ob du überall genügend Zugabe gegeben hast. Überlege dir schon einmal wie du dann beim Fixieren an Ecken vorgehen wirst. Eventuell musst du an der ein oder anderen Ecke noch etwas wegschneiden – aber schneide lieber zuerst weniger als am Ende zu viel weg. Oftmals hilft es auch einfach nur eine Falte an einer nicht sichtbaren Stelle zu legen (muss ja niemand wissen).
Polstertrick 7: Schau dir Tricks von deinem/deiner VorgängerIn ab
Sprich, schau dir genau an, wie die Person, die den Sessel ursprünglich überzogen hat, vorgegangen ist. Mein Sessel hat in der Rückenlehne eine Ziernaht bzw. eine Art Fixierung auf einem Metallstück (ich kenne den Fachausdruck leider nicht). Ich hatte auch keine Ahnung wie das geht; also habe ich mir angeschaut, wie das ursprünglich gemacht wurde und habe die Technik versucht “nachzubauen”.
Polstertrick 6: arbeite beim Fixieren immer von der rückwärtigen Mitte weg
Damit alle Stoff- bzw. Lederteile später schön gleichmäßig gespannt sind, arbeitest du am Besten immer von der rückwärtigen Mitte weg. Das bedeutet auch, dass du bei der Lehne von hinten nach vorne arbeitest.
Polstertrick 7: Arbeite mit Kraftkleber
Besonders bei Leder – aber auch sonst verwende beim Polstern (Kraft-)Kleber. Selbst die Profis tun das. Besonders beim Aufkaschieren vom Karton oder bei Überziehen der kleinen Teile für die Armlehne hilf dir mit (Kraft-)Kleber. Achtung: den verwendest du so, dass du alle Flächen damit einstreichst; alles trocknen lässt und dann mit Kraft zusammendrückst. Das Gute dabei ist, dass es dann bombenfest hält. Die schlechte Nachricht dabei: Es hält eben bombenfest und lässt sich sehr schwer im Nachhinein korrigieren. Arbeite also genau und besonders überlegt.
Polstertrick 8: Vermeide Nähte
Nähte sind beim Polstern immer so eine schwierige Geschichte. Warum will ich hier gar nicht zu ausführlich erläutern, weil ich dir ja auch keinen Roman antun möchte. Grundsätzlich sind aber die Nahtzugaben bei dickem Material immer das Schwierige, weil sie meist einen dicken Wulst hinterlassen. Und ein zweites Problem besteht darin, dass Nähte am leichtesten reißen. Deshalb, wenn du dir gepolsterte Möbelstücke anschaust, haben wenige Sessel Nähte. Oftmals nur als Ziernaht. Ich habe bei meinem Sessel hier eine Naht an der Sitzfläche vorne benötigt und die eine bereits erwähnte Ziernaht an der Rückenlehne.
Polstertrick 9: Bei Rundungen: arbeite dich von großen zu kleinen Falten vor
Gerade die Rundungen sind beim Polstern eine kleine Herausforderung. Der Trick dabei ist, dass du zuerst zwischen größeren Falten den Stoff bzw. hier das Leder fixierst und dann das Material dazwischen in einem zweiten Schritt in kleinere Falten legst und diese dann fixierst.
Selbiges gilt natürlich auch bei der Lehne und dass der vordere Teil der Lehne einfach nur geklebt ist, habe ich ja schon erwähnt.
Polstertrick 10: Am Ende sieht man das Innenleben eh nicht
Alles was hinter der Rückwand verschwindet muss nicht schön, nur fest sein. Unter diesem Motto vergewissere dich, dass alle Teile gut fixiert sind – gönn dem Ganzen noch 1-2 zusätzliche Fixierungen. Klebe abstehende Teil noch fest und schneide Material welches zu weit wegsteht ab. Und die Unterseite des Sessels wird jetzt, was Schönheit betrifft, vernachlässigt. Hauptsache das Material ist nach unten hin gut fest.
Erst wenn eben alles super fest sitzt streichst du Kraftkleber an die Stellen, wo die Rückwand den Sessel berührt und drückst eben diese fest darauf.
Fertig ist das Prachtstück – meine ‘Pink Lady’
Beitrag bei www.creadienstag.de/ und elfiskartenblog.blogspot.com verlinkt
9 comments
Servus Karin!
Ich liebe deine Pink Lady, die bei mir der Farbe wegen eher Grasshopper wäre. Aber das tut nichts zur Sache. Die Erneuerung hat dem Ding total gut getan und ist dir 1A gelungen! Danke fürs Verlinken beim Dings vom Dienstag, liebe Grüße
ELFi
Liebe Karin,
ich hab mir schon oft überlegt, einen alten Sessel zu kaufen der neu bezogen gut ausgesehen hätte. Bisher bin ich immer davor zurückgeschreckt, weil ich mir das nicht zutraute. Dank deiner genauen Anleitung würde ich es jetzt versuchen. Vielen Dank fürs´s Teilen deiner Tricks, sieht einfach schön aus!
Brigitte
Liebe Brigitte!
Jaaaa – trau dich! Ich freu mich ur, dass ich dir mit meiner Anleitung Mut gemacht habe auch so ein Projekt umzusetzen. Und wenn du Fragen hast, melde dich gerne bei mir.
LG Karin
WOW, ich glaube ich würde mich das nie trauen. Toll!
Liebe Britta!
Doch, trau dich ruhig. Ich habe früher ähnlich gedacht und mittlerweile schon mehrere solche Projekte erfolgreich umgesetzt. Manchmal muss man sich einfach nur zum ersten Mal drüber trauen.
Alles Liebe,
Karin
Wow, Sehr gelungen! Hast du das Leder mit einer normalen Nähmaschine genäht. ?
Ich versuche mich gerade an einem alten Ohrensessel. Leider kostet der Möbelbezugsstoff 40€/m. Dh. allein der Stoff kostet 200€. Hast du einen Tipp für günstigere (Samt-)Stoffe. ?
Danke. Viele Grüße Annika
Hallo Annika!
DANKE 🙂 Ich hab das Leder mit meiner Haushaltsmaschine genäht – war aber recht mühsam trotz speziellem Füßchen, das das Leder besser transportieren sollte.
Super, dass du auch gerade an einem Sessel arbeitest. 40€ ist echt nicht so wenig. Du könntest mal schauen, ob du bei einem Möbelgeschäft (zB beim Ikea) günstigeren Stoff findest. Du bist wahrscheinlich nicht in Wien; weil da gibt es so etwas wie ein Stoffoutlet (da habe ich auch das Leder für meinen Sessel her) – aber schau einmal ob es so etwas auch in deiner Gegend gibt.
Noch eine Möglichkeit wäre, dass du einfach fertige Vorhänge zerschneidest. Die Vorhänge könnten günstiger sein, als wenn du Meterware kaufst.
Und sonst: online bestellen. Google mal Samtstoff, da findest du recht viel Angebot zu einem guten Preis – das muss man sich halt auch trauen zu bestellen ohne die Ware gesehen zu haben.
Viel Erfolg! Und wenn du noch Fragen hast, schreib mir gerne!
LG Karin
😍Sister in mind!!! Wenn alle so denken wuerden, haetten wir nicht so ein großes Muellproblem!!!
Danke, liebe Tina 🙂