Zuerst seid gleich einmal vorgewarnt, dieser Beitrag wird recht lange, denn, um ganz ehrlich zu sein, einen Ohrensessel aufpolstern ist auch ein etwas langwierigeres Projekt. Aber lasst euch davon nicht entmutigen! Wenn ihr also einen Sessel habt dem ihr einen neuen Schliff verpassen wollt, dann traut euch auf jeden Fall drüber und verpasst ihm ein neues Outfit. Zuerst lest aber am besten diesen Beitrag durch. Am Ende werdet ihr auch damit belohnt, dass ich euch verrate wie wir das gute Stück genannt haben.
Ich hab mit einer Freundin schon mehrere Sessel überzogen und so schon ein wenig Übung. Aber wenn ihr glaubt, dass uns dabei keine Fehler passiert sind, dann denkt ihr falsch. Auch wir haben einen Sessel mal “ruiniert”; fangt also vielleicht nicht gleich mit einem komplizierten Ohrensessel, sondern mit einem etwas leichterem Modell (z.B. einen Sessel mit nur oder sogar ohne Lehnen) an.
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Diesen Sessel hat die Freundin auf einer Baustelle gefunden und ihm eine zweite Chance gegeben. Lange ist er dann mit Decken verkleidet herumgestanden bis wir uns ihm angenommen haben. Hier also nun ein Versuch euch zu erklären wie wir vorgegangen sind. Zuerst aber noch zwei kleine, aber essentielle Tipps:
- Überlegt euch im Vorfeld genau welchen Schritt ihr vor welchem macht. Denn, gerade beim aufpolstern kann es total schief gehen, wenn ihr nach der falschen Reihenfolge vorgeht. Und
- Fangt mit einem Arbeitsschritt an, der euch leicht fällt, damit ihr euch langsam an das Projekt herantastet. z.B. mit dem Überzug eines einfachen Polsters
Wir haben mit dem Sitzpolster angefangen. Dafür einfach 2 Stoffstücke in der Form des Polsters mit Nahtzugabe ausschneiden und einen Streifen Stoff in der Höhe des Polsters und der Länge des Umfangs des Polsters. Nachdem ihr den Polsterüberzug genäht habt, näht ihr einen Wulst mit der Hand ab.
Dann haben wir uns genau überlegt was wir vom Originalbezug abnehmen und was lieber dranlassen. Beim professionellen Polstern würde man alles runternehmen und auch die Polsterung und eventuell sogar die Federn erneuern. Da wir das aber nicht machen wollten (und keine Ahnung haben, wie das geht), haben wir uns entschlossen nur die Rückwand abzunehmen. Das sieht dann ungefähr so aus:
Das Rückenteil haben wir also wie ein Schnittmuster verwenden können, was natürlich das Leben stark vereinfacht hat:
Aber die Rückwand ist das letzte das ihr annähen solltet. Zuvor kümmert ihr euch um die vorderen Teile. Schaut euch genau an wie das Original gemacht ist; davon könnt ihr euch viel abschauen. z.B. bei der Rundung an den Lehnen vorne und wie das umgesetzt wurde. Davon haben wir versucht zu lernen und die Vorgehensweise zu kopieren.
Bei den vorderen Stoffteilen haben wir uns langsam an die Form herangetastet. d.h. Stoff immer wieder angelegt und überschüssiges abgeschnitten. Sobald wir uns angenähert hatten, haben wir das Mittelteil mit den Seitenteilen der “Ohren” zusammengenäht. Es kann sein, dass ihr diese Naht 2-3 anpassen müsst. Also immer wieder runter und wieder drauf geben. Wichtig ist, dass am Ende alles stramm anliegt; nehmt euch also für diesen Schritt Zeit und überstürzt nichts, damit es am Ende auch wirklich passt.
Nachdem ihr die Stoffteile alle ausgeschnitten und angepasst habt könnt ihr euch dran machen die Rundungen anzutackern. Am besten beginnt ihr mit dem Mittelteil, welches ihr am Rückenteil befestigt. Arbeitet euch bei diesen Schritten immer von der Mitte nach außen, damit alles schön und gleichmäßig gespannt ist.
Als nächstes nehmt ihr euch die Ohren vor und tackert den Stoff mit kleinen gleichmäßigen Falten an den Seiten fest.
Dann kommen die Lehnen an die Reihe. Zuerst die Geraden an der Seite festtackern und danach nehmt ihr euch die Rundung an der Vorderseite an. Bei Bedarf könnt ihr statt den Tackern hier auch Nägel mit flachem Kopf verwenden.
Die Verbindungsnaht zwischen Ohrenteil und Lehnen könnt ihr am besten mit Blindstichen per Hand nähen. Dabei hilft es eine Runde Nadel zu verwenden.
Vergesst auch nicht das vordere Fußteil. Der Haupttrick bei all diesen Schritten ist natürlich die Spannung des Stoffes gut hinzubekommen. Und das funktioniert so, dass der Stoff an der Innenseite der Lehnen nach hinten gezogen werden. Ihr seht hier am Bild, dass da “Löcher” sind durch die der Stoff nach hinten gezogen wird. An der Rückseite könnt ihr diesen dann festtackern und den Überschuss wegschneiden.
Bevor wir uns dran gemacht haben den Rückenteil zu schließen haben wir uns noch überlegt, dass wir durch die vorderen Falten den Stoff straff nach hinten vernähen können. Durch das Gitter hinten ließ es sich mit einer extra langen Nadel ganz gut durchstechen. Dadurch bekommt der Stoff noch einmal einen schönen Zug und ist auch gut fixiert. Sprich, er wuzelt sich nicht raus wenn man sich auf den Sessel setzt.
Eventuell müsst ihr die ein oder andere Stelle im Nachhinein noch per Hand fest- oder zunähen. Dabei hilft euch Nadeln in verschiedenen Formen und größen. Stöbert also für dieses Projekt in eurem “Werkzeugvorrat” und probiert notfalls verschiedene Nadeln aus.
Nun wieder den Karton der Rückenwand an seinen Platz zurückgeben. (sorry, von dem Schritt habe ich kein Foto gemacht) und dann ein dünnes Flies drüber geben.
Notfalls das Fließ stückeln, aber auf jeden Fall gleichmäßig anlegen und die Überschüsse wegschneiden.
Nun kommt endlich der Stoff vom Rückenteil an die Reihe. Zuerst haben wir diesen gleichmäßig mit Stecknadeln fixiert. Dabei haben wir die Kanten sauber umgeklappt, wieder zuerst in der Rückenmitte angefangen und…
…dann an der Seite ebenfalls festgesteckt.
Erst nachdem wir sicher waren, dass der Stoff schön glatt anliegt haben wir ihn per Hand angenäht.
Leider habe ich kein Foto davon, wie wir den Stoff an der Unterseite des Stuhls befestigt haben. Versucht dabei einfach den Stoff schön glatt umzubiegen und am besten mit Nägeln zu befestigen. Damit es auch halbwegs schön ist, solltet ihr die Stoffkanten zuvor umbiegen.
Ein letzter Schritt ist das Befestigen der Teile an der Vorderseite der Sessellehnen. Vom Original wussten wir, dass es sich dabei um einen Karton handelte. In diesen Karton haben wir Nägel geschlagen bevor wir ihn mit Stoff überzogen haben. Zusätzlich haben wir für die “Wulst-Optik” am Rand ein Seil mit Stoff überzogen und an die Kante geklebt. Erst nachdem das Teil fertig war haben wir es in den Stuhl gehämmert.
Und? Was sagt ihr zum Ergebnis? Als kleine Belohnung dafür, dass ihr bis hierher gelesen habt, verrate ich euch jetzt wie wir den Sessel genannt haben – weil wir jedem unserer Sessel bisher Namen gegeben haben. Conte Espresso! Warum das? Wir fanden, dass er einen Adelstitel verdient hatte und da meine Freundin jeden Morgen darauf ihren Morgenkaffee trink war Espresso passend.
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Wenn ihr euch diese Anleitung auf Pinterest merken wollt, könnt ihr gerne diese Grafik verwenden:
Beitrag bei http://www.creadienstag.de/ und http://www.handmadeontuesday.blogspot.de verlinkt
1 comment
Ich war live dabei!!!! freue mich jeden Tag daran, wenn ich im Conte meinen Morgenkaffee schlürfe. Danke !